Liebe Freunde der heissen Quellen und Blumenkinder,


Den Zauber einer Stadt zu beschreiben ist schwierig. Vor allem von Pai, einer winzigen Stadt nahe der Grenze zu Myanmar (ehemals Burma) und einige (Kleinbus-)Stunden entfernt von Chiang Mai.



Auf den ersten Blick scheint Pai wie jede andere Kleinstadt in Thailand zu sein - staubige Strassen, jede Menge Motorräder und Scooter, kleine Essensstände am Rande. Verbringt man jedoch einige Tage hier, so verfällt man ihrem unwiderstehlichen Zauber.


Ein ganz ordinärer thailändischer Nudelsuppenstand.

Pai in the Sky
Hat man sich bereits an das smogreiche Chiang Mai gewöhnt, ist die 3.000 Meter hohe Luft in Pai erfrischend wie ein kalter Almdudler in der Wüste. Die heissen Naturquellen hingegen, erwärmen Herz und Seele wie der Beerenpunsch am Christkindlmarkt.


Die Naturquellen haben an ihrer Ursprungsquelle 80 Grad. Ihnen werden heilende Kräfte zugesprochen - und das fast ohne Schwefelgestank.

In einem der Fangarme des River Pais zu schwimmen ist nicht ganz so heiss wie in den Quellen zu schmoren.

Die Nächte sind relativ kalt in Pai, die Temperatur sinkt auf etwa 16 bis 18 Grad, um ein Uhr Nachts ist der Sitz des Mofas mit Dunst bedeckt, man hüllt sich in langärmelige Gewänder. Der dichte, frühe Nebel wird tagtäglich durch intensive Sonnenstrahlen durchbrochen, heiss ist es nun, siedend heiss.

Die Flut


Der River Pai schlingt seine Fangarme um das kleine Dorf wie ein Oktopus, versorgt seine 26.600 Einwohner mit Wasser und Fisch. Jährlich reicht sein Wasser über die Ufer, das sind die Einwohner Pais schon gewöhnt, doch letztes Jahr, gab es aufgrund starker Regenfälle eine Flut, die über zehn Menschen in der Provinz Mae Hong Song das Leben kostete. Viele Gasthäuser rund um den Fluss wurden von der meterhohen Flut verschlungen. Bis heute sind die Einwohner Pais mit dem Wiederaufbau beschäftigt.



Die Schlafdroge
So erlebt man Pai, wie es vor zehn Jahren schon aussah – also gerade zu der Zeit, als sich die Schönheit der Stadt wie ein Lauffeuer unter den Backpackern ausbreitete, und tausende Menschen aus aller Welt das kleine Landdorf aufsuchten. Grund Nummer Eins war jedoch nicht das umfangreiche Freizeitangebot der damals noch unterentwickelten Stadt, sondern wohl viel eher die Nähe zu Myanmar und Laos – also dem Goldenen Dreieck , dem damaligen Drogenumschlagplatz Nummer Eins weltweit.


Der Norden Thailands besteht zu 80 Prozent aus Bergen. Von diesem Aussichtspunkt nahe Pai, sieht man rechts im Bild schon burmeske Berge.

Nach umfassenden Opiumfelderverbrennungen durch die Regierung in Thailand teilen sich nunmehr Myanmar und Laos mit Afghanistan den Thron der illegalen Hauptanbaugebiete weltweit. Seit Jahrhunderten wird hier der Heroin- und Opiumlieferant Schlafmohn angebaut. Die Bergvölker, leben von seiner Vertreibung, bzw. sind selbst ihre besten Kunden. Ein Opiumabhängiger verbraucht am Tag bis zu 100 Pfeifen. Viele der Kinder werden bereits abhängig geboren – und können nur dann einschlafen, wenn ihnen Rauch in die Kinderwiege geblasen wird.


"Karen" ist eines von vielen verschiedenen Bergvölkern in Nordthailand. Touristen erkennen sie an den wunderschönen handgearbeiteten Waren.

Im kleinen Pai, etwa vier Autostunden von Myanmar entfernt, kommt man in manchen Gegenden (ein Ausflug zum Wasserfall reicht) mit Leichtigkeit an Heroin, Opium, Ganja – alles, was das Drogenherz begehrt. Anfang Dezember erst starb ein 20-jähriger Tourist neben seiner Freundin in seinem Bungalow an einer schlechten Heroinmischung.

Utopai
Doch traurige Wahrheiten wie diese sind im Herzen jeder Stadt verborgen und sollen nicht für den Charakter der Stadt stehen, die ich hier zu beschreiben versuche.


Auszeit in Pai

Touristen kommen nach Pai, um sich eine Auszeit von den Grossstädten zu gönnen, um die atemberaubende Natur zu geniessen, sich in den heilenden heissen Naturquellen zu laben, Sonne zu atmen, Musik zu machen, ihre Gedanken zu Papier zu bringen. Nicht wenige dieser Nomaden bleiben hier hängen, verlieben sich in Pai, bleiben in Pai.

Die Magie der kleinen Dinge und wieder ein kleines Mädchen sein


Auch ich habe hier Erfahrungen gemacht, Dinge gesehen, die ich nicht missen will. Eines Tages bin ich in einer grossen Runde von jungen Leuten ums Lagerfeuer gesessen, jeder einzelne eine andere Nationalität, und doch sprachen wir dieselbe Sprache. Eines anderen Tages habe ich das junge Mädchen in mir wieder entdeckt, habe von einer israelischen Tantra-Yogalehrerin gelernt, nicht nur anderen, sondern auch mir selbst eine Mutter zu sein, dem kleinen Mädchen in mir Geborgenheit zu geben und Mut zuzusprechen.


Die ungefähr 60-jährige Israelin Dorith wurde nach eigenen Angaben vor fünf Jahren wieder geboren, als ihr in einer indischen Zeremonie der Name "Ausgeglichenheit" gegeben wurde.

Ich habe an Blässe verloren und an Farbe gewonnen. Und alles nur, weil ich in einen Bus gestiegen bin.

(HIER KLiCKEN: Pai Impressions 1-3)

(HIER KLiCKEN: Reisegruppe Chiangmai, erster Ausflug)