Liebe Freunde der japanischen Bratente mit Erdnusssosse,

Winterzeit...
Es ist Winter in Chiang Mai. Seit etwa einer Woche gibt es einen radikalen Temperatursturz von minus zehn Grad. Abgezogen von dreissig Grad natürlich. Aber nur des Nächtens. Ich bin trotzdem angefressen. Die Gelsen in meinem Zimmer auch, und zwar mit meinem Blut. Null negativ glaub ich, das scheint ein drei Hauben Menü zu sein für die Mistviecher. Kauft euch bloss nie Hansaplast Mückenspray, wenn ihr in die Tropen fahrt. Das bringt gar-nichts. Nada. Scheint den Mosquitos sogar zu schmecken. Oder ich esse zuwenig Knoblauch, oder was weiss ich.

Die dritte Woche intensiven Thai Massage Trainings neigt sich dem Ende zu, und mein Körper zeigt erste Anzeichen von einem Burn-out. Nicht ungewöhnlich, wenn man sechs Stunden pro Tag Körper und Gehirn anstrengt.


Erste Anzeichen von Müdigkeit.

Wie mein ganz normaler Tag aussieht?

Also: Der Kurs, gerade Thai Yoga Massage Advanced Level, beginnt um neun Uhr. Jeden Tag gibts gratis Yoga um sieben Uhr dreissig. Diejenigen, die mich gut kennen, wissen: Vor zehn Uhr bin ich auf dem geistigen und körperlichen Niveau eines Kleinkindes. Und da ich keinen Kaffee trinke, kann ich dagegen auch rein gar nichts unternehmen, ausser so lange wie möglich in der Embryonalstellung zu verharren.

Yoga isalsonich.


Mein prunkvoller Palast, meine herrschaftliche Bleibe.

Acht Uhr morgens: Zwischen dem fünften und achten Mal Weckerklingeln krieche ich auf allen Vieren ins Bad. Sobald ich den verfliesten Bereich betrete, krieche ich nicht mehr, sondern wanke auf Zehenspitzen, um mich vor den Menschen fressenden Ameisen zu schützen. Die Gelsen haben schon genug von meinem Blut geschmeckt, ich bin ja nicht die Mutter Teresa der Schmarotzer. Morgentoilette, anziehen.
Der Schminktisch einer Lady, der Fernseher, das Fenster zur Aussenwelt.

Halb Neun: Sanom, mein Red Cab Driver (Red Cabs: Rote Pick-ups, billiger als TukTuks, gewöhlich statt Bussen mit konstanten Haltestellen für Thaimassentransporte gedacht – mitgenommen wird, wer am Weg liegt) steht schon bereit. Der Gute redet in Thaikauderwelsch auf mich ein, während ich mich mit verschränkten Armen und mit Sonnenbrille getarnt in meinem Sitz verkrieche.

Seit einiger Zeit fährt Sanoms Frau mit, ich glaube fast sie ist eifersüchtig, hihi. Sanom ist der vorsichtigste Fahrer der ganzen Welt. Ich glaube er vertraut dem winzigen Buddhaaltar auf seiner Armatur nicht so ganz. Wir brauchen also für eine Strecke von sagen wir fünf Autominuten, ung. 15 bis 20 Minuten, weil er sich nicht traut, in stark befahrene Strassen einzubiegen bzw. nie über 20 km/h schnell fährt.

In der Sunshine Massage School kennt mich mittlerweile jeder, so kommt es mir jedenfalls vor. Ich werde auf Französisch, Deutsch, Thai und Englisch von allen Seiten begrüsst, versuche sowas wie ein Lächeln zustande zu bringen, und grunze zurück.


Sunshine Massage School, wo allen die Sonne aus dem Arsch strahlt.

Ralf, mein neuer Lehrer bis Ende der Woche, eröffnet den Kurs mit einer Meditation, bei der ich vorrangig versuche, nicht wieder einzuschlafen. Mit geschlossenen Augen zähle ich Worte wie Herz- und Bauchchakra, Erdenergie und Yogaeier, wie Schäfchen vorm Schlafen gehen (by the way: bei mir hat das noch nie funktioniert). Danach bin ich wie durch ein Wunder wach.


Advanced People: (v.l.n.r.: Alexandra [Deutschland], Sarith [Israel], Antoine [Frankreich], Master Ralf [Deutschland], Olli [Deutschland])

Neun Uhr dreissig: Ralf sucht ein Opfer und zeigt eine Nuadsequenz, die wir Notizen machend in unseren Mikrokosmos aufnehmen. Paarweise wird geübt.


Ralfs Opfer ist diesmal Olli, er erträgts mit Fassung.

Schlag Zwölf wird gegessen. Die meisten gehen ins Vegetarische, wo es Tofu in allen erdenklichen Formen und Farben gibt, das nach Fleisch schmecken soll. Ich esse lieber richtiges Fleisch und gönne mir Pad Thai (dünne Nudeln mit Gemüse und wahlweise Fleisch oder Meeresfrüchten) oder auch Fried Rice. Manchmal hau ich mir auch die Ente mit Erdnusssosse von schräg gegenüber rein, von der krieg ich feuchte Träume, boah. Kostenfaktor: 40 Baht. Das sind etwa achzig Cent. Ohne Scheiss.



Um eins gehts weiter im Text.


Alexandra, die Kraftvolle (Technik vor Gefühl) übt an Sarith.

Um vier ist Schluss. Sanom steht vor der Tür. Der muss denken, ich bin nicht von dieser Welt. Morgens Zombie, immer Zombie. Was soll ich sagen, der Advanced Kurs gibts mir ordentlich. Ich bin am ganzen Körper overstreched.

Haeh? Wasndas, werdet ihr denken. Ihr, mit euren verspannten Nacken, die ihr Billasackerl tragen für eine ernsthafte körperliche Betätigung haltet.

Höret und staunend: Muskelkater ist nicht das höchste der Gefühle. Da gibts noch sowas wie eine Überanstrengung der Muskeln, die nicht zur Verspannung führt, sondern zur Überspannung. Wusste ich bisher auch nicht.

Halb fünf: Der Kreis schliesst sich, ich krieche wieder auf allen Vieren ins Bett und glotze etwas HBO oder Fashion TV.

Eigentlich hatte ich ja vor, weiterhin, was die News betrifft, auf dem Laufenden zu bleiben, aber das krieg ich irgendwie nicht hin, dann abends noch News auf Englisch zu schaun. Hab ich da was missverstanden, oder ist die Merkel tatsächlich Kanzlerin geworden? Keine Ahnung, wie ich das finde. Stefan Raab freut sich bestimmt. Aufgelegte Witze, die die Quoten steigen lassen, was will er mehr? Also bitte um Schlagzeilen artigen Update, meine Lieben.

Wenn mir das Glotzen zu fad wird und der Asia Nudelsnack vom Abend vertilgt ist, klopfe ich an Zarinas Tür (einen Stock höher) und wir gatschen ein bisschen. Es hat sich also ziemlich eingependelt im Moment, das Asialeben. Aber Sonntag, da gehts nach Pai.

Auszeit nehmen in Pai
Auszeit nehmen. Ist ein ziemliches Hippiekomunendorf, hab ich gehört. Und heisse Quellen gibts da auch. Was will ich mehr? Sie werden berichtet werden, meine Herrschaften….



Salut...

(HIER KLiCKEN: Reisegruppe Chiangmai, siebenter Ausflug)

(HIER KLiCKEN: Reisegruppe Chiangmai, erster Ausflug)